14.07.2007

BERICHT: INSIGHTS - Einblicke und Aktionen



Herbert Justnik und Andreas Gruber: Fotografie/Restaurierung

Samstag: 14. Juli 2007, 14.00 – 16.00 Uhr

Herbert Justnik, Kurator der Fotosammlung des Museums, führt in groben Zügen in den umfangreichen Bestand der Fotosammlung ein. Rund 80.000 Nummern umfasst sie, mehrere tausend sind darüber hinaus noch nicht ordnungsgemäß erfasst.

Im Anschluss zeigt Andreas Gruber, Institut für Papierrestaurierung in Schönbrunn, Beispiele für alle Entwicklungsstufen der Fotografie. Dem Thema der Veranstaltung entsprechend wird dabei vor allem auf Schäden durch falsche Lagerung und Handhabung eingegangen.

13.07.2007

Museum on demand


Eine Intervention auf der Diskurswand schlägt vor, dass das Museum für Volkskunde on demand arbeiten soll: Die sofortige Bearbeitung von Rechercheanfragen entlässt glückliche BesucherInnen und ForscherInnen nach Hause.

Was ist damit gemeint ? BesucherInnen kommen mit ihren Fragen in das Museum. In den Ausstellungsräumen des Projekts museum_inside_out sind die MitarbeiterInnen direkt ansprechbar und können die Anliegen sofort bearbeiten. In der Fülle des vorhandenen Materials aus Bibliothek, Objekt- und Fotosammlung werden die ersten Spuren gefunden, weiterführendes Material kann kurzfristig bereitgestellt werden. Als MitarbeiterIn kann man spartenübergreifend aus der Fülle des Materials schöpfen und eigene Wissenslücken im direkten KollegInnenkontakt schließen.

Die Verarbeitung der Informationen durch die BesucherInnen ist vor Ort möglich, es gibt Schreibplätze mit Laptopanschlüssen und eine Kopiermöglichkeit.
Diese Art der Bearbeitung von wissenschaftlichen Anfragen beschleunigt das eigene Tun, eröffnet aber enorme Chancen zur eigenen Wissenserweiterung und zum Austausch.

12.07.2007

Ausstellungs-Quiz







GOLDHAUBE

Bis in das 19. Jahrhundert besaß jede verheiratete Frau eine Haube. Die Palette reichte je nach Stand und Vermögenslage von einfachen bis zu sehr kostbaren Stücken. Im 17. und 18. Jahrhundert, als Goldmaterial als Zeichen privilegierter Verhältnisse mehr und mehr in Gebrauch kam, wurden die Hauben immer prächtiger. Diese „reiche Goldhaube“ stammt aus dem Wiener oder niederösterreichischen Raum und hat einen Gupf, der in erhöhter Relieftechnik mit Pailletten, Schnürchen, Perlen, Lahn, Plasch und Boullion in Gold ausgeführt ist. Der Schirm wurde aus drei verschiedenen Metallgespinsten in Gold (Schnürchen, Lahn und Plasch) geklöppelt und mit Draht verstärkt. Die Goldhaube ist Symbolträger für das wohlhabende österreichische Bürger- und Bauerntum und ist heute mancherorts noch/wieder Teil der lokalen Tracht.

HUT MIT GAMSBART

Neben Federn war der Gamsbart die Hauptzier des alpenländischen Männerhutes. Der Gamsbart wird aus den Rückenhaaren erwachsener Gamsböcke gemacht und zu einem Pinsel geformt. Gamsbärte waren kostbar und galten als Zeichen besonderen Geschicks bei der Jagd. Heute noch sind sie Teil der Tracht im bayrisch-oberösterreichischen Raum, und es finden sogar Olympiaden um die Pracht des Gamsbarts statt.

Diese Objekte sind Teil einer Präsentation des ÖMV auf der poster session der CECA-Tagung innerhalb der ICOM Generalkonferenz im August 2007. Tagungsteilnehmende sollen damit neugierig gemacht werden und das Volkskundemuseum besuchen, wo sie diese Objekte im Rahmen eines Quiz durch die ständige Schausammlung wieder sehen werden.

06.07.2007

Von Objekten ohne Nummer zu Ohne-Nummer-Nummern



Bericht zur Veranstaltung, 05.07.07, 18.00 Uhr

Elisabeth Egger im Gespräch mit Elisabeth Timm
Moderation: Klara Löffler

Klara Löffler weist eingangs darauf hin, dass das was hier besprochen wird, in einem Museum eigentlich nicht vorkommen darf: Objekte die keine Nummer haben. Positiv formuliert birgt der Zustand auch Vorteile. Denn wenn die Geschichte fehlt, können oder müssen an deren Stelle Interpretationen und neue Assoziationen Platz greifen.

Elisabeth Egger stellt den umfassenden Wirkungsbereich der Inventarnummern im Museum dar. An ihnen hängt alles, dort werden die Beziehungen festgemacht, dort beginnen die Verweise, die das Ding in allen Bereichen musealer Dokumentation verankern.
Komplette Bezugssysteme stellen allerdings eine Idealsituation dar und sind selten.
Warum aber gibt es Objekte ohne Nummern?
Dafür gibt es mehrere Gründe: Sie kommen in das Haus, niemand hat Zeit sie zu inventarisieren, die Zeiten waren schlecht, man war nicht sorgsam, sie werden verstellt, Teile brechen ab, bestehende Nummern verblassen – und sie geraten in Vergessenheit.

Elisabeth Timm bringt einen kurzen Exkurs auf die Wunderkammern des 16./17. Jhdt. Ausstellung und Magazin waren identisch, es gab keine Ordnung nach Nummern sondern nach religiösen bzw. weltanschaulichen Kriterien. Jedes Objekt lag an einem fixierten Ort, die Frage nach zukünftigen Sammlungsstrategien war durch die Abgeschlossenheit solcher Sammlungen nicht relevant. Durch die Verwissenschaftlichung der Sammlungsarbeit im 17. /18. Jhdt. entstehen neutralere Ordnungen durch Nummern, neue Sinnordnungen können sich entwickeln.

Was passiert aber wenn die Objekte aus den Sinnordnungen herausfallen? Die Last der „Ohne Nummern Dinge“ muss bewältigt werden. Man versucht zunächst gleiches zu ordnen. Kisten werden mit Teilen gefüllt, neue Zuordnungen entstehen. Über allem schwebt der temporäre Nummernkreis – die „Ohne Nummer Nummern“. In der Kombination der Beschäftigung mit diesen Ansammlungen und dem Alltag der Recherche in Archivalien entstehen neue Vernetzungen der Dinge.

Elisabeth Timm interessiert sich für die plötzlich notwendigen ästhetischen Ansätze zur Neuinterpretation der Objekte, wenn nämlich Serien aus gleichartigen Dingen entstehen und auf deren Einordnung warten.

Das Entdecken von unbekannten Dingen, wenn deren Funktion nicht präsent ist, lässt Assoziationen und freiradikale Ansätze entstehen – das Spiel mit Geschichte und Kontext beginnt. Aber solche Dinge machen auch nervös, denn irgendwie möchte man diese Anhäufungen auch beherrschen. Letztendlich strebt man als Museumsindividuum auch nach der absoluten Ordnung.

Müssen wir Ordnungen durch Kontinuität und Langfristigkeit in der Personalpolitik erhalten? Die Digitalisierung der Daten schafft hier neue Ordnungen, die von der Person des/r Verwalters/in abstrahieren.
Ordnung und Erfassung sind zwei Dinge. Zunächst müssen die Dinge einmal erfasst werden, welche Ordnungen später entstehen ist laut Franz Grieshofer eine sekundäre Angelegenheit.
Jedoch entstehen laufend „Ohne Nummern Nummern“, da sich der Museumsalltag auf die umfassende Arbeit der Inventarisierung negativ auswirkt. Im Museum für Volkskunde ist man jedoch intensiv bemüht, bei allen Neuzugängen Basisinventarisierungen durchzuführen.

Wichtig ist, über assoziative Zuordnungssysteme nachzudenken. Datenbanken bedürfen einer „Emotionalisierung“ der Daten, welche Auskunft über das Lebensschicksal des Objekts geben. Man kann von der Neugeburt eines Dings in der Sammlung sprechen. Eine Lebensgeschichte entwickelt sich: mit einer Herkunftsgeschichte, mit Krisen im Depot, Höhepunkten im Display, Normalität in der Hand des/r Kurators/in, mit Reisen, Erfahrungen – all den Kontexten zwischen Herstellung, Gebrauch, Display und Depot. Aber wo hört das auf?

Wie kann das Museum Objekte in ihrer Unordnung wieder abstoßen? Kann ein Museum vergessen? Das Wiener Stadt- und Landesarchivs hat beispielsweise das „Vergessen“ in sein Leitbild eingeschrieben.
Wegwerfen, Verkaufen und Tauschen – ist das ein Weg zur Erleichterung der Sammlungen? In den 1920er Jahren wurden einzelne Sammlungsgegenstände des Museums aus verschiedenen Gründen veräußert. Nach dem II. Weltkrieg hat kein Ding mehr die Sammlung verlassen. Eine Zeit lang wurden viel zu viele Dinge angenommen. Sammeln muss heute strikter und konzipiert geschehen.

Ist das Ausscheiden und Veräußern von Dingen ein Tabu? Ja, es sollte vor der Öffentlichkeit verborgen sein, denn die politisch/gesellschaftliche Reaktion hätte negative Auswirkungen auf das Museum. Letztendlich würde man sagen, dass man durch Verkäufe die Eigenfinanzierung verstärken und durch Ausscheidung die infrastrukturellen Bedingungen entlasten könnte.

Menschen und Dinge leben im Museum an einem Ort – eine Koexistenz, geschrieben entlang einer Geschichte der Thesauri. Das ist noch einmal ein Hinweis auf die Frage nach neu zu denkenden Zuordnungssystemen.

Matthias Beitl

04.07.2007

Spurensuche


Die hausintern "Zwittauer Krippe" genannte, große Landschafts-krippe wurde 1969 aus dem Bestand nachinventarisiert. Sie umfasst Krippenfiguren, Gebäude, Palmen, gemalte Kulissen und Spruchbänder aus Papier. Über den Erwerb der Krippe ist nichts bekannt, er muss aber lange vor 1969 stattgefunden haben, denn ein Foto mit der handschriftlichen Datierung 1922 zeigt die Krippe im mährisch-schlesischen Krippenraum ausgestellt.

Am 3. Juli 2007 wurden im Bestand der Fotosammlung 3 Schwarz-Weiß-Fotografien gefunden, die die Krippe in der Originalaufstellung zeigen. Die Fotografien wurden von Karl Posselt aus Ried im Innkreis 1913 gemacht. Handschriftliche Notizen auf der Rückseite der Fotografien verweisen nach Kirchheim im Innviertel und die Krippe in den Besitz des Pfarrers Josef Pönsch. Wurde hier eine Spur zum Vorbesitzer der Krippe gefunden ?

Weitere Recherchen im Archiv des Museums bringen vielleicht Herkunftsakte ans Tageslicht, die den Erwerb der Krippe belegen können.

DER LACHSKARTON UND DIE SAMMLUNG TREBITSCH


Trebitsch revisited


Diese Verpackung gelangte anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Currachs. Boote aus Irland. Vom Arbeitsgerät zum Nationalsymbol.“ am 17. März 2006 in die Sammlung des Museums.
Der Kurator brachte diesen Lachs – ein Stück keltische Tradition, wie auf der Verpackung geworben wird – als Gastgeschenk mit. Die Verpackung wurde in die Sammlung übernommen, weil sie die Ingredienzien von Tradition und Ursprünglichkeit für ihre Vermarktung nützt.
Das „Currach“ als traditionelles Arbeitsboot an der Westküste Irlands und „keltische Tradition“ bürgen für die Qualität des Produktes.

Der Sammler, Arzt, Ethnologe und Reisende Rudolf Trebitsch (1876-1918) hat dem Museum eine rund 800 Objekte umfassende Sammlung überlassen. Sein Hauptinteresse galt den Hautbooten, wie sie u.a. an der irischen Westküste verwendet wurden. Er promovierte 1911 über Fellboote und primitive Schiffsfahrzeuge. Die irischen Boote rückten ein Objekt der Wiener Sammlung neuerlich in den Blick der Museumsarbeit. Ein Hautboot, das Rudolf Trebitsch 1907 von seiner Reise durch Irland und England mitbrachte und dem Museum übergab, kann nun in einen neuen Kontext gestellt werden.
Was zu Anfang des 20. Jahrhunderts als archaische Besonderheit einer „vergleichenden Volkskunde“ in Wien zugetragen wurde, findet heute in Irland als Identifikationssymbol für Tourismus und regionales Selbstverständnis Anwendung.
Matthias Beitl

03.07.2007

Sommerbeginn in inside out - Einschulung Volontärinnen


Frau E. beim Einschulen der Volontärinnen in die verschiedenen Inventarsysteme. Hier wird gerade intensiv nach Bildzeugnissen der Zwittauer Krippe gesucht. Gefunden wurden Aufnahmen von 1913 von Karl Posselt. Vorbesitzer der Krippe war offensichtlich Pfarrer Josef Pönsch (?). Diese Abbildungen helfen bei der Rekonstruktion des originalen Krippenaufbaus.